Bilder mit Zeit
...Gerade feucht genug war das weiche Aquarellpapier, um den ersten Farbauftrag zu erhalten. Selbst nach dem Trocknen wirken die Oberflächen immer noch nass oder zeigen deutlich die Spuren der Feuchtigkeit, des Schwimmens, des Ineinander- und Auseinanderfließens der Farben. Das feuchte Element der Aquarellmalerei bestimmt wesentlich die Erscheinung vieler Bilder von Maren März. Selbst erkennbar gesetzte Pinselstriche können zerfasern und in die Oberfläche einfließen und gefiedert erscheinende Ränder bekommen. Verschiedene Breiten von Pinseln, Schwämme und textile Mittel zum Farbauftrag eröffnen weitere Möglichkeiten, den Farbflächen Effekte abzugewinnen....Wenn der nächste technische Schritt eine trockene Oberfläche erfordert, eröffnet das Warten auf diesen Zustand eine weitere Zeitebene. Wobei ein erneutes späteres Wässern wieder ein Warten bis zum nächsten Schritt erzwingt. Auch die auf trockenen Grund gesetzte Farbe muss gegebenenfalls erst einmal wieder trocknen.So ergibt sich ein meditativ anmutender Wechsel zwischen Phasen der Tätigkeit und des Abwartens. Es ist die Zeit, die der Künstlerin ermöglicht, eigene Assoziationen über die bisherigen Bildelemente zu entwickeln und weitere Bildgestaltung...
„Etwas fügt sich, etwas anderes sperrt sich“
Auszug aus dem Katalogtextvon Dr. Christiane Fricke(die Autorin ist Redakteurin des Ressorts `Kunstmarkt` im „Handelsblatt“) ...In den Aquarellen generieren Kontrolle ebenso wie der Zufall den Bildfindungsprozess oder, um es mit den Worten der Künstlerin zu umschreiben: „ein Wille und ein Unwille“. Sie legt eine Spur, eine Richtung an; plötzlich entsteht ein Klecks, ein Hindernis. „Etwas fügt sich, etwas anderes sperrt sich.“Es ist eine halbbewusste Art des Vorgehens, das Spuren von Wahrgenommenen, Erinnertem und Geträumten sichert, dabei aber immer wieder neu ansetzt. Das Procedere braucht Zeit. Maren März hat ihre Bildfindung auch einmal mit einem Spaziergang verglichen, auf dem verschiedene Situationen die Aufmerksamkeit fesseln: „ein Maulwurf, der soeben seinen Hügel erhöht und ein Schwan, der sein Gefieder putzt, während die Gedanken Kapriolen schlagen.“ Weil das handgeschöpfte Büttenpapier die Farbe nur schwer wieder hergibt, ist Konzentration gefragt, auch an Stellen, wo es weniger ums Detail geht als um die Lage und Ausdehnung eines Bildelementes auf dem Blatt. So könnte man in Öl...
„Die Magie der fließenden Farben“
Kölner Stadtanzeiger vom 03.01.2013von Jürgen Kisters „Unter Einfluss von Wasser“ nennt Maren März ihre Ausstellung in der Freiraum-Galerie. Damit sind jedoch keine Seestücke oder andere Bilder von Flusslandschaften gemeint. Vielmehr nennt die Kölner Künstlerin das neben Farben und Papier entscheidende Element ihrer Malerei. Der Einfluss des Wassers ist der wichtigste Aspekt beim Aquarell. Denn erst die Menge des Wassers legt fest, wie die Farben auf dem Papier laufen und wie sie leuchten. Ob sie dick und undurchsichtig oder transparent erscheinen. Ob sie in den Grenzen einer fest umrissenen Gestalt gebunden oder in fließenden Übergängen ineinander vermischt sind. Maren März ist eine Malerin, die all diese Möglichkeiten ausspielt. Nicht selten sogar alle zusammen in einem Bild. Und dabei beachtet sie gleichfalls das wichtigste Prinzip aller guten Aquarellmalerei: die Materialität des weißen Papiers zwischen den Farben zu entfalten. Das (Papier-)Weiß schafft in ihren Aquarellen eine Offenheit, die sowohl die Weite der Räumlichkeit darstellt als auch die geheimnisvolle Lücke, in die unsere Fantasie...